„Free as a Bird!“ heißt die 29. Folge der Hörspielreihe „Die Punkies“, in der Nikolas auf einmal auf der Straße sitzt. Sein WG-Kumpel ist schockverliebt, braucht jetzt Platz und merkt nicht einmal, dass seine Gefühle nicht erwidert werden. Und dieses Phänomen kommt bei Jugendlichen gar nicht so selten vor. Woher das kommt und was man dann tun sollte? Eine Psychologin und Jugendtherapeutin weiß Rat.
In „Free as a Bird!“ (Veröffentlichung am 10. September) steht Keyboarder Nikolas vor einem Riesenproblem: Ohne Vorwarnung hat sein Mitbewohner Lennart die Schlösser der gemeinsamen Wohnung ausgewechselt, damit seine große Liebe bei ihm einziehen kann. Dass er sie bislang nur per Videochat kennt und die Auserwählte völlig ahnungslos ist, ist da erst einmal zweitrangig und die Loyalität zum besten Freund schnell vergessen.
Logik und Liebe passen nicht zusammen
Die Erfahrung, dass Liebe die Sinne total vernebeln kann und alles andere unwichtig erscheinen lässt, machen viele Jugendliche. Die Hamburger Paar- und Familientherapeutin Daniela Giese-Schmidtke kennt das aus ihrem Praxisalltag und führt es auch auf die besonderen Lebensumstände von Jugendlichen zurück: Anders als Erwachsene mit ihren vielen Verpflichtungen haben junge Menschen die Zeit und Möglichkeit, sich ganz auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Emotionen und Gedanken lassen sich plötzlich nicht mehr voneinander trennen. Im Fall von Nikolas´ Freund zählt nur noch die Angebetete und alles andere ist zweitrangig.
Den Rest erledigt reine Biologie: Ist man verliebt, werden im Gehirn Unmengen von Botenstoffen und Hormonen ausgeschüttet, die den gesamten Körper massiv unter Stress setzen. „Ein Extremzustand, unter dem auch die Logik leidet“, sagt die Psychologin.
Es verlangt Eltern wie Freunden von Verliebten einiges ab, wenn das Kind oder der Kumpel derart vernebelt gar nicht mehr bemerkt, dass er oder sie sich in etwas verrennt. Gut gemeinte Ratschläge und Hinweise kommen nicht an und auch das ist eine natürliche Reaktion, denn: das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, selektiv nur das wahrzunehmen, was zu den eigenen Überzeugungen und Wünschen passt. Alles andere wird rigoros ausgeblendet.
Der beste Rat: Ehrlichkeit und Empathie
Was aber tun, wenn man selbst ungewollt zum Objekt der Begierde wird, oder wenn man irgendwann merkt, dass man sich in einen unerfüllbaren Wunsch hineingesteigert hat? „Am besten ehrlich, authentisch aber auch empathisch sein“, sagt die Psychologin. „Und nicht nachtragend, wenn man im Liebeswahn als Freund oder Freundin selbst vernachlässigt wurde.“
Wie das geht, weiß übrigens auch Nikolas´ Bandkollegin Aylin. Wie alle Punkies ist sie zum Beispiel auf Instagram aktiv und hat in ihrer Rubrik „Aylins Soft Skills“ Tipps für Lebenslagen parat, die sich am besten mit einem großen Herzen lösen lassen.